Abschiebung in Remscheid: Protest gegen die Unmenschlichkeit

Abschiebung in Remscheid: Protest gegen die Unmenschlichkeit

Was hier geschah, ist ein Verbrechen: Am frühen Morgen des 13. März dringen die Abschieber in die Wohnung der 8-köpfigen Familie ein, um sie in die Türkei abzuschieben. Viele Kurden, aber auch fortschrittliche Türken, werden dort unter dem faschistischen Präsidenten Erdoğan und seiner AKP verfolgt.

Die Familienmitglieder werden im Wohnzimmer zusammen getrieben. Der Vater versucht die Flucht und springt aus dem 4. Stock – er überlebt schwer verletzt. Seine Frau und zwei Töchter, 19 und 13, werden noch am selben Tag nach Istanbul geflogen. Der 17-Jährige Sohn entgeht der Abschiebung – er war arbeiten.

Der 7-jährige Sohn muss alles mit ansehen und wird bei zwei erwachsenen Schwestern untergebracht, die bleiben dürfen; sie arbeiten in der Pflege. Jetzt ist auch er im Krankenhaus, in der Jugendpsychiatrie. Seine Schwestern haben ihn eingewiesen, weil sie sich nicht mehr zu helfen wussten. “Er hat tagelang geweint und nicht mehr gegessen” berichtet seine Schwester Nazdar. Er und sein 17-Jähriger Bruder sollen mit dem Vater abgeschoben werden, sobald der aus dem Krankenhaus entlassen werden kann.

Und für die Behörde ist die Sache klar: Die Abschiebung war rechtmäßig. Der kommissarische Vorsitzende des Runden Tisches, Fritz Ullmann, erklärt dazu heute: “Wer so etwas nicht nur getan hat, sondern auch noch kaltschnäuzig rechtfertigt, ist ein gemeingefährlicher Verbrecher. Solche Menschen gehören hinter Gitter und in einem anständigen Staat würden sie da auch landen.”

Runder Tisch protestiert mit Grußwort an die Kundgebung

Wir sind empört über das Schicksal der Familie Dogan, gegen die diese brutale Abschiebepraxis in Remscheid angewendet wurde. Für die Behörden spielt die Frage, ob die Betreffenden mit Verfolgung in der Türkei rechnen müssen, offensichtlich nicht die geringste Rolle – man stielt sich über die Dublin-Regelung aus der Verantwortung für jede Menschlichkeit. Ebenso erschüttert uns die Gleichgültigkeit gegenüber den unmittelbaren Folgen dieses Vorgehens und der damit verbundenen Trennung für die Familie, insbesondere deren Kinder. Ihnen gehört unsere ganze Solidarität. Dagegen auf die Straße zu gehen ist unbedingt richtig. Wir unterstützen die Forderung, dass dieses Unrecht rückgängig gemacht und die Familie wieder zusammen in Deutschland leben kann. Wir wünschen dem Vater der Familie eine baldige Genesung.


Wir müssen erkennen: Wenn die Chefin der Remscheider Ausländerbehörde, Barbara Reul-Nocke, zu dieser Abschiebung selbst erklärt, “es ist tragisch, es ist hart, es ist brutal” und sich dann damit entschuldigt, dass ihre Behörde nur das ausführende Organ sei, dann heißt das nicht nur, dass sie sich der Unmenschlichkeit, der Abscheulichkeit dieses verbrecherischen Vorgehens bewusst ist. Diese Denkweise ist die objektive Grundlage des Faschismus: Skrupellose Behörden, die jede Maßnahme umsetzen und jeder Anweisung folgen, völlig gleichgültig, wie verbrecherisch sie eigentlich ist. Der Körper des Faschismus ist schon gewachsen und wartet nur noch darauf, dass sich der Kopf auf seine Schultern setzt.


Dass es dazu nicht kommt, dafür sind wir alle zur Solidarität mit unseren Mitmenschen und Nachbarn verpflichtet, gleichgültig, aus welchem Land sie oder ihre Vorfahren stammen mögen, gleichgültig, welche Religion sie praktizieren oder ob sie keine praktizieren. Dafür wollen wir gemeinsam einstehen. Danke für Euren Einsatz heute und in Zukunft!



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